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Wer sagt es Heidi Klum?

Die Modewelt im Wandel der KI

Heidi Klum hat uns über Jahre hinweg mit Germany’s Next Topmodel fasziniert, einer Show, in der junge Frauen harte Herausforderungen meistern mussten, um in der glamourösen Welt der Mode Fuß zu fassen. Doch was passiert, wenn diese Modewelt sich wandelt und plötzlich nicht mehr aus Fleisch und Blut besteht? Die Modekette Mango hat nun (Juli 2024) ihre erste Werbekampagne mit KI-Models gestartet – und damit wird eine neue Ära eingeläutet. Die Frage, die sich stellt: Haben sich die Kandidatinnen der letzten Staffeln also ganz umsonst von Heidi Klum quälen und vorführen lassen?

Auf den ersten Blick scheint es so. Schließlich könnten KI-Models in Zukunft die traditionellen Models komplett ersetzen. KI-Models sind immer verfügbar, brauchen keine Gagen und haben keine schlechten Tage. Ein Ende von Shows wie Germany’s Next Topmodel scheint damit durchaus denkbar. Doch was bedeutet das für den Berufswunsch Model? Und noch wichtiger: Welche Auswirkungen hat das auf unsere Kinder?

Das Ende des Modeltraums?

Ein großer Traum vieler junger Menschen könnte auf der Kippe stehen. Wenn KI-Models die Laufstege und Werbekampagnen übernehmen, könnte der klassische Modelberuf aussterben. Stattdessen könnten Berufe rund um die Entwicklung und Programmierung von KI-Models boomen. Die schillernde Welt des Laufstegs weicht dann der Bildschirmarbeit am Computer. Für einige mag das eine schreckliche Vorstellung sein, während andere vielleicht die Chance auf eine weniger oberflächliche Karriere begrüßen würden.

Schlank, schöner, unerreichbar?

Ein Hoffnungsschimmer könnte sein, dass der Einsatz von KI-Models die endlosen Vergleiche mit den meist sehr schlanken und scheinbar unerreichbaren Körpern der traditionellen Models beendet. Wenn wir wissen, dass das Model auf dem Plakat gar nicht real ist, fällt es uns dann leichter, uns nicht mit ihm zu vergleichen? Oder wird die Tatsache, dass wir nicht einmal mehr erkennen können, ob ein Bild echt oder generiert ist, unsere Unsicherheit nur verstärken?

Auf Instagram gibt es bereits zahlreiche Profile, die von KI generiert wurden, und es wird immer schwieriger, den Unterschied zu echten Personen zu erkennen. Diese digitale Realität kann zu einem verzerrten Selbstbild führen, vor allem bei Jugendlichen, die sich ohnehin in einer Phase der Selbstfindung befinden.

Die Vor- und Nachteile von KI-Models

Vorteile:

  1. Diversität und Kreativität: KI-Models können in Sekundenschnelle an jede erdenkliche Körperform, Hautfarbe und jedes Alter angepasst werden. Das ermöglicht eine immense Bandbreite an Diversität, die in der traditionellen Modelwelt oft zu kurz kommt.
  2. Umweltfreundlichkeit: Keine Reisen zu Fotoshootings, keine teuren Sets – KI-Models sind nachhaltiger und umweltschonender.
  3. Kosteneffizienz: Für Modeunternehmen sind KI-Models eine kostengünstige Alternative zu traditionellen Models.

Nachteile:

  1. Realitätsverlust: Wenn wir uns zunehmend mit nicht realen Personen vergleichen, könnte das die psychische Gesundheit belasten. Vor allem Kinder und Jugendliche könnten ein noch stärker verzerrtes Bild davon bekommen, wie sie „aussehen sollten“.
  2. Arbeitsplatzverlust: Die Modeindustrie bietet vielen Menschen Arbeit – von den Models selbst bis hin zu Fotografen, Visagisten und Stylisten. Wenn diese Jobs durch KI ersetzt werden, stehen viele vor dem beruflichen Aus.
  3. Ethische Fragen: Wer kontrolliert, wie und wo KI-Models eingesetzt werden? Und wie stellen wir sicher, dass die generierten Bilder keine ungesunden Schönheitsideale fördern?

Medienkompetenz ist der Schlüssel

Angesichts dieser Entwicklungen wird es umso wichtiger, dass wir unseren Kindern frühzeitig Medienkompetenzen vermitteln. Sie müssen lernen, Inhalte kritisch zu hinterfragen und die Unterschiede zwischen Realität und digitaler Fiktion zu erkennen. Gespräche über den Einfluss von Medien und die Darstellung von Körperbildern sind essenziell. Denn nur so können wir ihnen helfen, ein gesundes Selbstbild zu entwickeln und sich nicht von unerreichbaren Idealen, ob real oder virtuell, unter Druck setzen zu lassen.

Die Welt verändert sich, und mit ihr auch die Art, wie wir Schönheit und Mode wahrnehmen. Es liegt an uns, diesen Wandel bewusst und reflektiert zu gestalten – für uns selbst und vor allem für die nächste Generation. Denn am Ende des Tages ist es nicht entscheidend, ob wir ein Model aus Fleisch und Blut oder eine perfekte digitale Kreation auf dem Plakat sehen. 
Was zählt, ist, dass wir uns selbst lieben und akzeptieren, so wie wir sind.

Digital Natives:

Wird Medienkompetenz den Kindern in die Wiege gelegt?

In einer Welt, in der Technologie unaufhaltsam voranschreitet, werden Kinder oft als "Digital Natives" bezeichnet - als jene, die mit digitalen Geräten und Medien aufwachsen, als Teil ihres Alltags, fast so selbstverständlich wie das Atmen. Doch die Frage, die sich Eltern, Pädagogen und unsere Gesellschaft gleichermaßen stellen, ist: 
Wird diesen Kindern die Medienkompetenz wirklich in die Wiege gelegt?

Lasst uns gemeinsam die Entwicklung der Kinder näher betrachten:

Die ersten Jahre:

Im Alter von null bis zwei Jahren nehmen Kinder die Medien in ihrem Umfeld eher als Reizquelle wahr. Die Geräuschkulisse, wenn die älteren Geschwister oder Eltern fernsehen, die bunten Bilder auf Bildschirmen. Sie beobachten, wie Familienmitglieder und Freunde mit Medien umgehen und welche Reaktionen diese hervorrufen. Begeistertes Lachen über ein lustiges Video oder die Aufregung über eine eingetroffene Nachricht werden von den Kleinen aufgesogen. Auch wenn sie die Inhalte noch kaum verstehen, ahmen sie Reaktionen und Emotionen nach.

Im Vorschulalter entwickeln Kinder bereits erste Medienvorlieben. Sie haben Geschichten, die sie immer wieder hören oder gemeinsam lesen möchten, und es gibt Kinderserien, die sie immer wieder anschauen wollen. Diese Wiederholungen sind wichtig für die Verarbeitung und das Verstehen der Inhalte. Die Wahrnehmung der Kinder ist in dieser Phase eher emotional als kognitiv. Mit etwa drei Jahren beginnen sie, einfache Geschichten mit wenigen Charakteren zu verstehen, aber die Unterscheidung von Realität und Fiktion fällt ihnen noch schwer. Werbung können sie noch nicht von Programmangeboten unterscheiden und benötigen daher Hilfe zur Einordnung.

Die Grundschulzeit:

Wenn Kinder in die Grundschule kommen, vertieft sich ihr Verständnis für digitale Medien. Sie beginnen zu erkennen, dass Technologie mehr ist als nur ein Spielzeug. Sie verwenden Computer/Tablets für schulische Aufgaben, suchen im Internet nach Informationen und kommunizieren über soziale Medien mit Freunden und Familie. Zur Vermittlung von Medienkompetenz in diesem Alter gehört sowohl die kompetente Nutzung von Informationsquellen als auch ein reflektierter Medienumgang. Nutzungszeiten und
Nutzungsarten brauchen zunächst einen verlässlichen Rahmen, um später bewusst von Kindern und Jugendlichen im Alltag angewendet zu werden.

Die Jugendzeit:

Ein kritischer Blick, um Medieninhalte und -botschaften kompetent zu reflektieren, ist die Grundlage für mehr Selbstständigkeit und Freiheit bei der Nutzung mobiler Medien, insbesondere Social Media. Kinder müssen lernen, digitale Medien kritisch zu hinterfragen, Informationen zu bewerten und verantwortungsbewusst zu handeln. Dies bedeutet, sie nicht nur vor den Gefahren des Internets zu schützen, sondern sie auch dazu zu ermutigen, ihre Kreativität zu entfalten, Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln und digitale Werkzeuge für positive Zwecke einzusetzen.

Fazit:

Es ist wichtig, dass wir Kinder nicht nur als passive Konsumenten, sondern als aktive Gestalter der digitalen Welt sehen. Indem wir sie dazu ermutigen, ihre eigenen Inhalte zu erstellen, können wir ihre Medienkompetenz stärken und gleichzeitig ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeiten fördern.

In einer Zeit, in der digitale Medien einen immer größeren Einfluss auf unser tägliches Leben haben, ist es unsere Verantwortung, sicherzustellen, dass Kinder die Fähigkeiten und das Verständnis haben, um in dieser digitalen Landschaft erfolgreich zu navigieren. Medienkompetenz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern ein wertvolles Gut, das wir unseren Kindern aktiv vermitteln müssen – von der Wiege bis zur Grundschule und darüber hinaus.

Wir müssen uns stets bewusst sein, dass die bloße Beschäftigung mit digitalen Medien nicht ausreicht. Es erfordert engagierte Erziehung und gezielte Bildungsarbeit, um sicherzustellen, dass unsere Kinder die Fähigkeit entwickeln, die digitale Welt nicht nur zu verstehen, sondern auch verantwortungsvoll und kreativ zu gestalten. Die Zukunft liegt in ihren Händen – und es liegt an uns, sie darauf vorzubereiten.

Medienheld*innen – wie verstehe ich die Vorlieben meines Kindes bei der Mediennutzung besser? 

Ein kleines interaktives Experiment

Lasst uns gemeinsam auf eine fesselnde Reise durch unsere Kindheitserinnerungen begeben. Schließe für einen kurzen Moment die Augen und erinnere dich daran, wer dein persönlicher Held oder deine persönliche Heldin war – vielleicht sogar bis heute ist. 
Tauche ein in die Welt deiner Kindheitsträume, während du die Abbildung betrachtest und dich von nostalgischen Gefühlen durchströmen lässt. 

Nun stelle dir folgende Fragen:

- Welche Eigenschaften definierten deine Heldin oder deinen Helden?
- Was hat dich so fasziniert an dieser Figur?
- Gab es eine Serie, ein Hörbuch, einen Film, ein Computerspiel oder ein Buch, das dein Herz höherschlagen ließ?
- Hat dein Held oder deine Heldin vielleicht Sehnsüchte in dir geweckt?
- Oder war er oder sie für dich da, wenn du Trost brauchtest?

Vielleicht erkennst du dich in Antworten wie diesen wieder:

- Ich verehrte Pipi Langstrumpf für ihre Stärke, ihre Unabhängigkeit und ihre Freiheit. 
- Die Sonntage verbrachten wir als Familie mit der Sendung mit der Maus, ein Ritual, das mir Geborgenheit schenkte.
- Ich habe die Bücher von Harry Potter geliebt. Er hat in seiner Kindheit, genau wie ich, viel durchmachen müssen. Seine Freunde
  gaben ihm Halt. Danach sehnte ich mich und fand diesen Halt in seinen Abenteuern.
- Die fünf Freunde haben mich und meine Freunde beim Spielen inspiriert. Wir versuchten ebenso mutig und einfallsreich zu sein. 
  Dabei konnte ich mich mit George am meisten identifizieren. Ich wollte als Mädchen auch lieber ein Junge sein.

Wir stellen fest, dass es oft gute Gründe gibt, warum uns eine Medienfigur besonders gefällt und in Erinnerung bleibt. Wir identifizieren uns mit ihr.

Doch was geschieht, wenn jemand unsere Held*innen kritisiert?

Als Erwachsene haben wir möglicherweise Strategien entwickelt, um uns von fremden Urteilen und Meinungen nicht beeinflussen zu lassen. Doch wie reagiert das Kind in uns, das diese Strategien noch nicht entwickelt hat?

Stelle dir nun vor jemand hätte zu dir als Kind folgendes gesagt:

- Pipi Langstrumpf ist doch einfach nur laut und dumm. Sie geht ja nicht mal zur Schule.
- Die Sendung mit der Maus ist einfach nur langweilig.
- Harry Potter ist mir nicht mutig genug.
- George find ich blöd, weil sie sich nicht als typisches Mädchen verhält.

Was machen diese Aussagen mit dem Kind in dir, dass noch nicht gelernt hat, dies nicht persönlich zu nehmen? 

Reagiert es verletzt, wütend, traurig? Vielleicht fühlt es sich unverstanden und von der anderen Person nicht ernst genommen. Immerhin hast du dich mit dieser Figur verbunden gefühlt, sie hat dir Halt gegeben oder war Teil deiner Rituale. 
Wie fühlen sich solche negativen Aussagen über deinen Helden / deiner Heldin für dich an?

Kannst du nachvollziehen, wie wichtig es ist, die Held*innen deines Kindes nicht abzuwerten?
Bevor du vorschnell Urteile über SpongeBob Schwammkopf oder andere Figuren fällst, versuche herauszufinden, was dein Kind daran liebt.

Frage dein Kind doch einmal nach seiner liebsten Medienfigur. 

Indem du dich mit deinem Kind darüber unterhältst findest du heraus, welche Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen sie auf die Heldinnen und Helden projizieren.  Es kann sehr lehrreich sein, die Welt mit den Augen des Kindes zu sehen. 
Zusätzlich kann so ein Gespräch über Medienheld*innen deinem Kind bei der Verarbeitung der Geschichten helfen. Aber auch die Sprachförderung und die Reflexion von Identifikationen können dadurch angeregt werden. 

Vielleicht hast du Lust gemeinsam mit deinem Kind in die Rolle der Medienfigur zu schlüpfen oder auf eine gemeinsame Gestaltung eines Bildes von eurem Medienheld / eurer Medienheldin? So kannst du dein Kind auf eine kreative Art und Weise bei der Auseinandersetzung mit Medien begleiten.

Viel Spaß dabei! 

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